Dr. Martin Erdmann
Ist es nicht vermessen zu behaupten, man wisse, was in der Zukunft geschehen wird? Sobald jemand dies in allem Ernst behauptet, erhebt sich sofort der Einwand, dass niemand weiß, was in der Zukunft geschehen wird. Ein Christ würde dem wohl noch hinzufügen, dass es alleine Gottes Vorrecht ist, die Zukunft zu kennen. Sicherlich, ein unfehlbares Wissen über die Zukunft ist niemandem außer dem allwissenden Gott möglich. Die Frage stellt sich dennoch: Ist ein ungefähres Wissen über zukünftige Ereignisse möglich? Jeder Mensch ist sich dessen bewusst, dass die Kenntnis über Geschichtliches oder Zukünftiges immer mit gewissen Fehlern behaftet ist. In dieser eingeschränkten Bedeutung wird der Begriff „Erkenntnis“ im Sprachgebrauch jedoch oft verwendet. Wenn jemand behauptet, etwas über die Zukunft zu wissen, dann meint er nicht wirklich, minutiös über zukünftige Begebenheiten informiert zu sein. Die Möglichkeit, dass sich morgen ein Ereignis ganz anders entwickeln wird, als man sich dies heute vorstellt, ist immer gegeben.
Prognosen sind lebensnotwendig
In diesem Zusammenhang gibt es noch eine andere Frage, die gestellt werden muss. Ist es nicht wichtig, ja lebensnotwendig, zu einer richtigen Antwort über künftige Ereignisse zu kommen? Bemühen sich nicht gerade Unternehmer, Volkswirtschaftler, Politiker und Militärstrategen ständig darum, eine Prognose über zukünftige Entwicklungen zu machen? Das Fremdwort „Prognose“ bedeutet sogar umgangssprachlich „Vorherwissen“. Wenn sich ein Unternehmer eine falsche Vorstellung über das zukünftige Kaufverhalten seiner potentiellen Kunden macht, wird er die Produktion von bestimmten Konsumgütern nicht kostengünstig planen können, um einen Profit aus ihrem Verkauf zu erzielen. Ein Politiker muss sich Gedanken machen, welche Wunschvorstellungen die Bürger über die Zukunft haben, um die Mehrheit der Wahlstimmen für sich zu gewinnen. Wenn sich ein Theologe weigert, über die prophezeiten Zustände der Endzeit zu sprechen, kommt er einer seiner wichtigsten Aufgaben, die biblische Lehre von den zukünftigen Dingen zu erläutern, nicht nach.
Das Bestreben und Bemühen eines jeden Menschen ist, die Zukunft so gut wie möglich vorherzusagen. Das Wohlergehen der gesamten Erdbevölkerung hängt davon ab, dass sich jeder heute die Frage stellt, was das Morgen bringen wird. Intuitiv machen dies wohl die meisten Menschen permanent. Ein Beispiel: Eine Person gibt einen erheblichen Teil ihres Besitzes einer Bank, weil sie davon ausgeht, dass diese auch morgen noch im Geschäft sein wird. Die Erwartung ist, dass die Bank in einigen Wochen oder Monaten einen Gewinn für das deponierte Geld bezahlen wird. Weiß man mit absoluter Sicherheit, dass diese Bank morgen noch die Türen offen haben wird? Nein. Aber die Person sagt sich, dass sie gestern (also im Rückblick auf die Geschichte) existierte und deshalb wohl morgen auch noch im Geschäft sein wird (Prognose). Die Person „weiß“ dies deshalb, weil sie sich die Daten der bisherigen Wirtschaftsentwicklung angesehen hat und zur Überzeugung gekommen ist, dass in der nahen Zukunft kein Wirtschaftszusammenbruch bevorstehen wird. Ansonsten würde sie ihr gesamtes Geld sofort vom Bankkonto abheben. Verallgemeinert kann man sagen: Wenn niemand einen Gedanken über die Zukunft verschwenden würde, käme sofort alles Geschäftetreiben zum Stillstand. Jeder Mensch müsste verhungern.
Zu beachten ist, dass auf die Frage, was morgen oder in einer Woche geschehen wird, immer nur eine Teilantwort gegeben werden kann. Der Mensch ist nicht allwissend. Deshalb gibt es Historiker, die eine geschichtlich informierte Teilantwort geben, und Philosophen, die eine ideologisch gefärbte vorlegen. Ob diese unterschiedlichen Antworten jeweils richtig oder falsch sind, entscheidet sich erst in der Zukunft; denn die Zukunft wird wieder zur Geschichte, anhand derer man vorherige Teilantworten auf ihre Richtigkeit hin überprüfen kann. Ohne die Geschichte zu kennen, ist alles menschliche Wissen über die Zukunft unmöglich. Man läuft wie ein Blinder durch die Landschaft, ohne die Hilfe eines Sehenden in Anspruch nehmen zu können, der das Ziel vor Augen hat.
Geschichtsverfälschung behindert eine gute Prognose
Erschwert wird diese Aufgabe des Prognostizierens, die ein absolutes Muss des Lebens ist, durch die bewusste Verfälschung der Geschichte. Jemand, der eine falsche Version der Vergangenheit als Wahrheit annimmt, wird im Hinblick auf die Zukunft eine Prognose treffen, die ihn in die Irre führen wird. Somit ist er den Geschichtsverfälschern hilflos aufgeliefert, die ihn ihrer Absicht entsprechend gnadenlos ausbeuten.
Die eigentliche Bedeutung meiner Bücher
Neben dem geistlichen Wert ist die eigentliche Bedeutung meiner Bücher, dass ich mir enorm Mühe gebe, den Lesern eine möglichst wahrheitsgetreue Geschichtsversion vorzulegen, dass sich diese eine bessere Vorstellung über die Zukunft machen können. Dasselbe, was ich soeben über Geschichte gesagt habe, trifft in einem noch viel wichtigeren Sinne auf die Theologie zu. Dazu gebe ich folgendes Beispiel: Wird es ein buchstäbliches Tausendjähriges Reich in der Zukunft geben? Ja. Wieso? Weil es die Bibel so vorhersagt. Und warum liegen die Amillennialisten (es gibt kein zukünftiges Tausendjähriges Reich) und Postmillennialisten (Christus herrscht nicht im Tausendjährigen Reich, sondern kommt erst, wenn der Mensch paradiesische Zustände errichtet hat) mit ihrer jeweiligen Version des Tausendjährigen Reiches falsch? Weil der biblische Text, wörtlich ausgelegt, eine völlig andere Antwort gibt. Amillennialisten und Postmillennialisten geben frei und offen zu, dass sie eine völlig andere Auslegung und Schlussfolgerung haben, dennoch verharren sie in ihrer Meinung, weil sie ein wörtliches Verständnis der Passage in Offb. 20,1-10 ablehnen. Der theologische Unterschied wird nicht vom Text selbst vorgegeben, sondern beruht auf einer anderen Methode der Auslegung. Wenn man nun diese oder jene Auslegungsweise anwendet, zieht das gewaltige Konsequenzen für das eigene Leben und für den Verlauf der Weltgeschichte mit sich, denn die Politik wird – rein menschlich gesehen –, wie ich in fast allen meinen Büchern aufzeige, von Postmillennialisten bestimmt. Ob sie sich selbst so sehen oder nicht, spielt keine Rolle; es ist unbestreitbar so.
Meine akribische Recherche deckt Verfälschungen auf
Die in meinen Büchern vermittelten Erkenntnisse über geschichtliche und theologische Wahrheiten sind deshalb so ganz anders als die, die allgemein gegeben werden, weil ich mich bewusst gegen die Verbreitung von Verfälschungen stelle, die man in vielen Geschichts- und Theologiebüchern findet. Unsere gegenwärtige Zeit ist besonders davon gekennzeichnet, die Menschen von allen Ecken und Enden propagandistisch zu beeinflussen. Im politischen Bereich dient die Propaganda dazu, die gesamte Bürgerschaft quasi willenlos der Staatsgewalt zu unterstellen, um sie den Zielen der Mächtigen im Lande dienstbar zu machen. Auch das zeigt die Geschichte.
Um das Gesagte auf einen Nenner zu bringen: All mein Tun ist besonders im Schreiben akribisch recherchierter Bücher darauf ausgerichtet, den Lesern eine gute Ausgangsbasis zu geben, die Zukunft besser vorherzusagen, eben Orientierung über das Heute und Morgen zu geben.