Technokratie
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Dr. Martin Erdmann

Teil 2, 29. Juli 2017

Populismus verschwindet bald

Wie das US-amerikanische Medienunternehmen Bloomberg kürzlich mit einem Unterton von Schadenfreude verkündete, riskiert Donald Trump „gleichwohl den Zusammenschluss von Alliierten und Feinden des Kalten Krieges in einer Koalition gegen ihn“. Der Artikel trug die Überschrift „China, Germany Step Up As U.S. Retires From World Leadership“[1] (China und Deutschland treten vor, während die U.S.A. sich von der Führung der Welt zurückzieht). In anderen Worten, die Zukunft wird dem Sozialismus gehören, die Populisten sind gefährliche Demagogen, die bald aussterben werden, und die Globalisierung wird ohne sie voranschreiten. Die von den Eliten bevorzugte Interpretation der Weltereignisse wird in diesem Bericht wie in vielen anderen der westlichen Presse den Lesern vorgelegt, sodass sie in ihrem Denken in eine bestimmte Richtung gelenkt werden.

Technokratie ist das Ziel, nicht Kapitalismus oder Sozialismus

Die Beziehung zwischen China und Deutschland mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, aber die beiden Länder sind sich viel ähnlicher, als es viele wahrnehmen oder zugeben wollen. China stellt sich der Welt als eine kommunistische Gesellschaft dar, die sich mit dem Kapitalismus angefreundet hat. Deutschland präsentiert sich als eine kapitalistische Gesellschaft, die den Sozialismus in ihrer Politik mit beiden Armen willkommen heißt. Im Grunde sind es zwei Länder, die spezifische technokratische Vorgaben umsetzen, die weder rein sozialistisch noch kapitalistisch sind, obgleich die Technokratie Aspekte aus diesen beiden Wirtschaftssystemen entlehnt, sie aber dann in etwas ganz anderes umformt. Die Verwendung von alten ideologischen Bezeichnungen sind nur noch sprachliche Konstrukte, die dazu dienen, um Verwirrung anzurichten, damit nur die wenigsten begreifen, was wirklich geschieht; denn wenn es mehr Menschen verstehen würden, käme es zu einer unkontrollierbaren Revolte von unten, die nicht im Sinne der Elite von Industriebaronen, Bankiers, Politiker und Journalisten ist. Im Kontrast zur Unwissenheit der breiten Massen sind sich die Globalisten bis ins Tiefste bewusst, was hinter der Technokratie steht. Sie lassen sich nicht von irreführenden Bezeichnungen täuschen. Die in China und Deutschland geführte Politik ist genau das Modell, das die Elite der gesamten Welt überstülpen möchte.

Multikulturalismus ist patentes Mittel gegen nationale Souveränität

Deutschland hat die optimalen Voraussetzungen für die Umsetzung des Multikulturalismus geschaffen. Die gegenwärtige Regierung ist geradezu fanatisch in der Befolgung dieses Ideals, was aus einer globalen Perspektive völlig einleuchtend ist. Multikulturalismus setzt eine völlig ungehinderte Bewegung von größeren Bevölkerungsteilen über nationale Grenzen hinweg voraus, damit die Landesgrenzen letztlich bedeutungslos werden. Wie in vielen anderen politischen Initiativen ist das eigentliche Ziel die Abschaffung der nationalen Souveränität. Deutschland setzt sich für die Verwirklichung dieser Vorgabe des Internationalismus seit zirka einem halben Jahrhundert ein, ganz besonders im Hinblick auf die etappenweise Etablierung der Europäischen Union, nicht nur als ein Wirtschaftsblock, sondern als ein politischer Staatenbund, der diktatorisch regiert wird. Die großzügige, von hohen Steuern gewährleistete Sozialpolitik Deutschlands zog viele Flüchtlinge aus anderen Ländern, vor allem aus den islamischen, an, die jetzt eine große Bürde für das soziale Netz darstellen.

China wird diktatorisch regiert

China dient seit den frühen 1970er-Jahren den Protagonisten der Neuen Weltordnung als eine Art wirtschaftliches Versuchsfeld. Die Ausweitung der staatlichen Sozialleistungen, insbesondere die einer allgemeinen Krankenversicherung, sind konkret angesprochene Prioritäten des neuesten „Fünf Jahre“-Programms der chinesischen Regierung. Da immer noch hunderte Millionen von Chinesen mit einem Einkommen von weniger als einem Euro pro Tag auskommen müssen, gibt es für die Bevölkerung keine andere Möglichkeit, als sich auf die Großzügigkeit des Staates zu verlassen. Das unter den Rahmenbedingungen einer kommunistischen Diktatur ausgebildete System einer quasi-kapitalistischen Wirtschaft ist für viele der Armen kaum zu tolerieren, aber es geht ihnen etwas besser, als unter dem stark reglementierten Regime Mao Tse-tung. Deshalb hüten sie sich, die Ketten des neuen Systems von sich zu werfen und zu revoltieren. Diese Dynamik von erzwungener Armut und freigiebiger Staatsversorgung bildet das Muster, dass die Eliten in allen Ländern einführen vermöchten. Die chinesische Regierung kontrolliert jeden Aspekt der kommerziellen Netzwerke, die die Gesamtwirtschaft ausmachen. Ein chinesischer Konzern ist meistens im Besitz der Regierung. In China ist die freie Marktwirtschaft, wie sie Adam Smiths in seinem Werk The Wealth of Nations (1776) darlegte, unbekannt. Die Beziehung der politischen Organe in Peking ist eng mit den Institutionen des globalen Finanzsystems verbunden. China war eines der ersten Länder, das die Einführung eines neuen globalen Währungssystems forderte, dem der IWF vorstehen sollte.. Der „Special Drawing Rights“-Währungskorb (SDR) soll an die Stelle des US-Dollars als weltweite Leitwährung treten. Erst kürzlich wurde der chinesische Renminbi Yuan als Währung in die proportionale Zusammensetzung verschiedener Landeswährungen der SDR aufgenommen.

SDR 2SDR-Währungskorb könnte die neue Weltwährung werden

Es ist diese Strategie der Aufwertung des SDR-Währungskorbs und der Ersetzung des Dollars als internationale Leitwährung, die von Globalisten ständig angesprochen wird. Erst jüngst gab Mohamad El-Rian, der ehemalige Geschäftsführer von PIMCO[2], in einem Artikel bekannt, was er von der IWF-Initiative hält. Der Titel des Artikels lautete „Could The IMF’s World Currency Help Encourage Global Unity?”[3] (Könnte die Weltwährung der IWF helfen, die globale Einheit zu fördern?). Besonders interessant ist die Bemerkung El-Erians, dass die Einführung eines globalen Währungssystems Wesentliches dazu beitragen könne, um gegen den wachsenden Populismus zu kämpfen.

Geographische Brückenköpfe entstehen in Europa und Asien

Um einen solch riskanten Plan in Gang zu setzen, muss es irgendwo in der Welt eine gewisse politische Stabilität geben. Während viele Nationen gegenwärtig einer finanziellen Krise gegenüberstehen, die die Härte und das Ausmaß der Großen Depression in den 1930er-Jahren erreicht hat, benötigen die Globalisten bestimmende Lokalitäten, um ihr Kapital zu konsolidieren und Brückenköpfe für die nächsten Angriffe gegen die nationale Souveränität einzurichten. Diese Brückenköpfe können durchaus die Gestalt einer Wirtschaftsunion zwischen Deutschland und China annehmen. Ganz offensichtlich sind beide Länder unter anderem aus den folgenden Gründen die bevorzugten Nationen der Eliten. China ist Deutschlands größter Handelspartner. Deutschland ist das von chinesischen Investoren bevorzugte Land. Im Juni trafen sich Kanzlerin Merkel und der chinesische Premierminister Li Keqiang, um die gegenseitigen Beziehungen zu vertiefen. Der angegebene Grund ist der zunehmende Protektionismus Amerikas, seitdem Donald Trump die Präsidentschaft übernommen hat. In einem Artikel der Wochenzeitung „Die Zeit“ stand folgendes:

„Deutschland und China wollen gemeinsam den freien Welthandel nach international vereinbarten Regeln verteidigen. ‘Wir setzen auf offene Märkte’, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach einem Treffen mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang. Dieser sagte, beide seien sich in der Unterstützung des Multilateralismus und der Einhaltung gemeinsam vereinbarter Regeln einig. China und Deutschland seien wichtige Partner im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich.“[4]

Der deutsche Botschafter in Peking behauptete jüngst in einer Mitteilung an die Pressekorps vor Beginn des G 20-Treffens in Hamburg, dass sich die wirtschaftliche und politische Dynamik Richtung Osten bewegt. Eine gewisse Antithese wird zwischen der gegenwärtigen Führung Deutschlands und Amerikas aufgebaut.

Amerikanischer Präsident dient als Sündenbock

Präsident Donald Trump dient als Katalysator der Vollendung vieler internationaler Programme, die in Wahrheit schon seit Jahrzehnten im Gange sind. Er wird jetzt als Grund für alles genannt. Seine Art des Populismus wird als Ausrede für den erneuten Multilateralismus herangezogen, für die deutsch-chinesische Kooperation, für die Einführung eines neuen globalen Währungssystems und wahrscheinlich wird er zum Sündenbock gemacht für das unabwendbare letzte Stadium des langsam in Fahrt kommenden wirtschaftlichen Zusammenbruchs in Amerika.

Neue Weltordnung besteht aus Kooperation und gegenseitige Abhängigkeit

Während Trump die alte Weltordnung mit ihrer angeblichen „Barbarei“ und „Anarchie“ (Begriffe der Verunglimpfung nationaler Souveränität) symbolisiert, stehen Deutschland und China als positive Symbole eines neuen Systems in Wirtschaft und Politik dar. In einer Neuen Weltordnung, wo Kooperation und gegenseitige Abhängigkeit die großen Tugenden sein werden, die durch minutiöse Planung und Koordination der wirtschaftlichen Abläufe gewährleistet werden, werden möglicherweise Deutschland und China die ersten Nationen sein, die den US-Dollar als Leitwährung der Welt aufgeben werden. Sollte dies geschehen, wird Russland sicherlich nicht lange auf sich warten lassen, das Gleiche zu tun. Dieser Umbruch im internationalen Finanzsystem wird sich dann ereignen, wenn die Zeit gekommen sein wird, um den SDR-Währungskorb als neue Leitwährung einzuführen. Der Zeitpunkt, so meinen wir, rückt rasch nahe. Es ist zu vermuten, dass die Globalisten eine wirtschaftliche Machtbasis suchen, von wo aus sie ihre Neue Weltordnung lancieren können. Deutschland und China scheinen bestens in ihre Pläne hineinzupassen.


[1] www.bloomberg.com/news/articles/2017-07-03/as-u-s-retires-from-world-leadership-china-and-germany-step-up

[2] PIMCO ist ein Zweig des deutschen Finanzkonzerns Allianz; www.pimco.de/de-de/

[3] www.theguardian.com/business/2017/apr/24/imf-populism-nationalism-sdr-reserve-currency

[4] “Li Keqiang bei Angela Merkel: China bekennt sich zum Klimaschutz“; www.zeit.de/politik/ausland/2017-06/li-keqiang-angela-merkel-welthandel-klimaschutz